medstra-News 44/2019
Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung sollte mehr als jedes zweite Krankenhaus von den derzeit 1400 Krankenhäusern in Deutschland geschlossen werden, um die Versorgung der Patienten zu verbessern. Nur weniger als 600 der größeren und besseren Kliniken sollten erhalten bleiben, so der Studienbericht. Danach hätten nur Kliniken mit größeren Fachabteilungen und mehr Patienten die genügende Erfahrung für eine sichere Behandlung. Insbesondere Komplikationen und Todesfälle ließen sich durch eine Bündelung von Ärzten und Pflegepersonal sowie Geräten in weniger Krankenhäusern vermeiden. Kleinere Kliniken hingegen würden dagegen häufig nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung verfügen, um lebensbedrohliche Notfälle angemessen behandeln zu können.
Die Studie ist politisch brisant, da eine Befolgung ihrer Vorschläge dazu führen würde, dass Patienten nicht mehr innerhalb von 30 Minuten ein Krankenhaus der Grundversorgung erreichen könnten. Stiftungsvorstandsmitglied Brigitte Mohn kritisierte jedoch, dass eine vordringliche Orientierung an Fahrzeiten in die falsche Richtung ginge. „Wenn ein Schlaganfallpatient die nächstgelegene Klinik nach 30 Minuten erreicht, dort aber keinen entsprechend qualifizierten Arzt und nicht die medizinisch notwendige Fachabteilung vorfindet, wäre er sicher lieber ein paar Minuten länger zu einer gut ausgestatteten Klinik gefahren worden“, so Mohn.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Marburger Bund, die Deutsche Stiftung Patientenschutz, und die Bundesärztekammer (BÄK) kritisierten den Vorschlag der Studie. „Gerade im ländlichen Raum müssen wir die flächendeckende Versorgung der Patienten sicherstellen. Deshalb müssen wir mehr als bisher die sektorübergreifende Versorgung gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten ausbauen“, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der BÄK. Auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) reagierte zurückhaltend auf die Studie. Eine Sprecherin verkündete, dass das BMG die Studie zur Kenntnis genommen hätte und genauer prüfen werde.