medstra-News 15/2019
Eine von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Untersuchung zu den psychischen Auswirkungen für Frauen durch Schwangerschaftsabbrüche, die mit fünf Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt finanziert werden soll, ist zum Streitthema der großen Koalition geworden.
Die Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion für Frauengesundheit, Hilde Mattheis, äußerte sich dahingehend, dass sie „schockiert über diese Entscheidung des Bundeskabinetts“ sei. Durch die Studie würden fünf Millionen Euro für eine wissenschaftlich unsinnige und ideologisch motivierte Studie vergeudet. „Durch eine sehr umfangreiche Studienlage“ sei die Situation von Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen bereits untersucht. Ein Post-Abortion-Syndrom existiere nach diesen Studien nicht. Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post kritisierte die Finanzierung. Es sei „ein Skandal, für solchen Unsinn Millionen auszugeben“ sagte er gegenüber der Bild.
Die Linken-Gesundheitsexpertin, Katharina Vogler, äußerte sich im Rahmen einen Twitterposts dahingehend, dass Spahn das Geld beispielsweise für Familienhebammen, Kinderbetreuung, kostenlose Verhütungsmittel oder eine Spende an Pro Familia ausgeben könne.
Deutliche Worte fanden auch die Grünen. Die Sprecherin für Frauenpolitik, Ulle Schauws, sagte, dass „die Forderung von Jens Spahn und der CDU/CSU nach dieser Studie […] vor Misstrauen gegenüber Frauen [trieft] und belegt, wie sehr sie Frauen die Eigenmächtigkeit und Selbstbestimmung absprechen“. Diese Haltung bedeute einen massiven Rückschritt in einer emanzipierten Gesellschaft. Auch Schauws hält die vorliegende Studienlage zu den psychischen Auswirkungen für Frauen durch Schwangerschaftsabbrüche für ausreichend und fordert stattdessen Studien zu den Folgen häuslicher Gewalt. In diesem Bereich gäbe es einen „echten Erkenntnisbedarf“.
Das das Forschungsvorhaben ein „Zugeständnis an radikale Lebensschützer“ sei sagte die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Nicole Bauer. Auch sie erwartet von der Studie keinen Erkenntnisgewinn. „Dass der Steuerzahler für diesen Unsinn auch noch fünf Millionen Euro bezahlen darf, setzt[e] dem Ganzen die Krone auf“. Aus ihrer Sicht sei vielmehr ein „enttabuisierter und aufgeklärter Umgang mit dem sensiblen Thema“ Abtreibung erforderlich. Studien legten nahe, dass „mitunter die Stigmatisierung zu psychischen Problemen“ bei den Betroffenen führen könne.
Der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Hanno Kautz, wies die Kritik zurück und wies darauf hin, dass „die Studie […] Teil des Kompromisses zum Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche“ sei.