medstra-News 22/2021 vom 24.3.2021
Am Freitag den 19. März 2021 haben die Lübecker Polizei und Staatsanwaltschaft die Räume eines privaten Corona-Testzentrums durchsucht. Es besteht der Anfangsverdacht eines besonders schweren Falls von Betrug und des Titelmissbrauchs (§ 132a StGB). Der Betreiber der Teststation sowie eine Mitarbeiterin stehen unter Verdacht, Abstriche für PCR-Tests nicht oder nicht ordnungsgemäß untersucht und daraufhin nicht valide PCR-Befunde an die Getesteten herausgegeben zu haben. Die Mitarbeiterin soll die medizinischen Befunde mit der Angabe eines Doktortitels unterzeichnet haben. Es besteht der Verdacht, dass dieser Doktortitel nicht rechtmäßig geführt worden sei. Das Testzentrum in der Lübecker Altstadt hatte die PCR-Tests für eine Summe von 120 Euro angeboten.
Eine Kundin hatte die Ermittler per Anzeige auf Ungereimtheiten bei dem Ablauf des Testverfahrens aufmerksam gemacht. Zunächst konnte der ausgewertete Laborbefund in der auffällig kurzen Zeit von 15 Stunden vorgewiesen werden, obwohl die Auswertung in einem Berliner Labor erfolgt sei. Zudem gab das Labor auf Anfrage der aufmerksamen Kundin an, weder den PCR-Test der Kundin noch weitere Tests aus dem Lückbecker Testzentrum untersucht oder erhalten zu haben.
Die leitende Lübecker Oberstaatsanwältin Ulla Hingst gab an, dass durch die Durchsuchung diverse Beweismittel sichergestellt werden konnten, deren Auswertung noch andauert. Zusätzlich müsse noch geklärt werden, in wie vielen Fällen Aufträge für PCR-Tests entgegengenommen wurden, so Hingst. Anschließend an die Durchsuchung wurde das Testzentrum nur zehn Tage nach der Öffnung wieder geschlossen. Betreiber des Testzentrums und Leiter vor Ort sei ein Student aus Berlin, dessen Privatwohnung und Geschäftsräume in Berlin ebenfalls durchsucht worden sind. Die beiden Beschuldigten äußerten sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Hinweise auf weitere Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit den im Testzentrum ebenfalls durchgeführten kostenlosen Corona-Schnelltest gebe es bisher nicht.