medstra-News 37/2021 vom 21.5.2021
Laut Angabe des Hamburger Impfzentrums versuchen angeblich bis zu 2000 Menschen wöchentlich, angesichts der geltenden Hamburger Impfverordnung verfrüht ihre Vakzination gegen das Coronavirus zu erhalten. Laut des Sprechers der Hamburger Sozialbehörde habe sich die Zahl der Abgewiesenen seit Anfang März verdoppelt, die Stimmung in dem Impfzentrum sei aggressiver geworden. Hochgerechnet auf eine Zahl von 40.000 Impfungen pro Woche würden fünf Prozent der Termine durch Dränglerinnen und Drängler belegt.
Mitarbeiter des Impfzentrums sehen sich jedoch nicht fortwährend mit aggressiven Impfdränglern konfrontiert, sondern eher die komplizierte Hamburger Impfpriorisierung als Problem an. Viele Impfwillige seien von der Hamburger Impfverordnung überfordert und wüssten nicht, wann sie an der Reihe seien, so der medizinische Leiter des Impfzentrums Dirk Heinrich. Vor allem die zum Teil von Ausnahmen geprägte Ausgestaltung der Zugehörigkeit zu einer der priorisierten Berufsgruppen der „kritischen Infrastruktur“ sei dabei für viele „Drängler“, aber auch Mitarbeiter der Impfhotline 116117 nur schwer verständlich.
Indiz für die aggressivere Stimmung, so Heinrich, sei die tägliche Notwendigkeit eines Eingreifens von Security-Mitarbeitern des Impfzentrums. Eine auffällige Häufung dieser Fälle ist in letzter Zeit ersichtlich geworden. Auch sei die Zahl möglicher Betrugsverdachtsfälle gestiegen. Dennoch halte es sich bei den aggressiven und strafauffälligen „Vordränglern“ lediglich um Ausnahmen, laut Heinrichs betreibe das Impfzentrum nicht in erster Linie Strafverfolgung. Dennoch seien in der vergangenen Woche der Sozialbehörde zufolge 30 Personen wegen Verdachts der Urkundenfälschung abgewiesen und die entsprechenden Fälle zur Anzeige gebracht worden.