medstra-News 75/2021 vom 26.10.2021

Im jüngsten Bericht zur Cyber-Sicherheit vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), der den Zeitraum vom 1.6.2020 bis 31.5.2021 umfasst, wird die Bedrohungslage als „angespannt bis kritisch“ bewertet. Insgesamt sei die Produktion neuer Schadsoftware-Varianten pro Tag um rund 22 % gestiegen und Erpressungsversuche hätten merklich zugenommen.

Der Bericht enthält aber auch zahlreiche konkrete Bezüge zur IT-Sicherheit im Gesundheitswesen. So wird ausführlich über zwei öffentlich bekannt gewordene Angriffe berichtet, die im Berichtszeitraum stattgefunden haben. In einem Fall haben Angreifer Daten über den Impfstoff von BioNTech/Pfizer bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) erbeutet, diese anschließend manipuliert und im Internet veröffentlicht, mutmaßlich um Zweifel an dem Impfstoff auszulösen. Ferner wird über den Ransomware-Angriff auf ein Universitätsklinikum in NRW am 10.9.2020 berichtet (s. auch medstra-News 54/2020).

Diese Beispiele zeigen, dass das Gesundheitswesen auf vielfältigste Weise zunehmend in den Fokus von Angreifern gerät, weshalb die Prävention solcher Angriffe im Bericht in den Vordergrund gerückt wird. So wird in dem Bericht insbesondere für ein „Umdenken“ bei der IT-Sicherheit der Telematik-Infrastruktur plädiert, die aufgrund der stetig voranschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen erforderlich sei; im Berichtszeitraum waren diesbezüglich einige Schwachstellen zu Tage getreten. In dem Projekt „ManiMed – Manipulation von Medizinprodukten“ schließlich wurden verschiedenste Medizinprodukte auf IT-Schwachstellen geprüft. Dabei wurden u.a. in Produkten wie Herzschrittmachern oder Beatmungsgeräten mehr als 150 Schwachstellen gefunden. Weitere derartige Projekte sind bereits geplant oder initiiert: so wird seit dem 12.4.2021 im Rahmen des Projekts „eMergent“ die IT-Sicherheitslage im Rettungsdienst untersucht.