medstra-News 52/2022 vom 19.5.2022
Rund 100 Kriminalbeamte haben auf Veranlassung der Bonner Staatsanwaltschaft die Praxisräume des Kinderpsychiaters Michael Winterhoff in Bonn sowie 15 Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, mit denen der Kinderpsychiater kooperiert hatte, in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen durchsucht. Gegen den Kinderpsychiater wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gemäß § 224 StGB ermittelt. Dieser soll seinen Patienten in mehreren Fällen mit starken Nebenwirkungen verbundene Psychopharmaka auf Grundlage einer Diagnose verordnet haben, der vorab keine fachgerechte Anamnese vorausgegangen war. Laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel haben die ohne medizinische Indikation verschriebenen Medikamente bei den Betroffenen schwere und mit erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbundene Spätfolgen herbeigeführt.
Im Rahmen der Durchsuchungen wurden zahlreiche Patientenakten sichergestellt, die „auf Grundlage der jeweiligen Beschlüsse freiwillig“ herausgegeben wurden und nun ausgewertet werden sollen, heißt es nach Auskunft der Staatsanwaltschaft. Der Betroffene hat die Vorwürfe über seinen Anwalt abgewiesen und geht davon aus, „dass seine Behandlungen rechtskonform waren“. Seine Praxis hatte der Beschuldigte bereits Ende 2021 nach eigener Mitteilung aus Altersgründen aufgegeben.