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Hohe Haftstrafen für französische Zahnärzte nach zahlreichen vorsätzlichen Falschbehandlungen

medstra-News 99/2022 vom 20.9.2022

In der französischen Hafenstadt Marseille sind Vater und Sohn, einer gemeinschaftlich geführten Zahnarztpraxis, zu fünf bzw. acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Laut dem Gericht haben die beiden Zahnärzte in etwa 3900 Fällen gesunde Zähne gegen Prothesen ausgetauscht und damit Millionenerträge erwirtschaftet. Jedem behandeltem Patienten sollen nach Berechnung der Anklage im Schnitt elf gesunde Zähne entnommen worden sein. Gegenüber beiden Zahnärzten wurde zudem ein endgültiges Berufsausübungsverbot erteilt. Vor allem der Sohn, Lionel Guedj, soll diese Praxis bereits Mitte der 00er-Jahre systematisiert haben. Bereits nach dem ersten Termin habe es einen konkreten Behandlungsplan gegeben, um möglichst viele Zähne abzutöten und zu überkronen, so der Untersuchungsbericht. Insgesamt empfing Guedj bis zu 70 Patienten am Tag, viele ohne Termin, und führte deren Operationen schnell und nachlässig aus. Viele von ihnen berichteten über anschließende Entzündungen, Abszesse, Geschwüre und schlechtsitzende Zahnersätze. Guedj habe insgesamt 28-mal mehr Zahnersätze abgerechnet als ein durchschnittlicher Zahnarzt. Allein für das Jahr 2010 ist so ein Honorar von etwa 2,9 Millionen Euro zusammengekommen, wodurch Guedj zwischenzeitlich der bestverdienende Zahnarzt Frankreichs war. Insgesamt waren mehr als 300 der geschädigten Patienten und Patientinnen vor Gericht gezogen.


Verlag C.F. Müller

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