medstra-News 104/2022 vom 5.10.2022
Die vom Bund deutscher Kriminalbeamter (bdk) und dem GKV-Spitzenverband organisierten 16. Berliner Sicherheitsgespräche, die am 22.9.2022 stattfanden, waren ganz dem Thema „Tatort Gesundheitswesen! Ein Milliardenbetrug?“ gewidmet.
Eine zentrale Forderung der Vertreter von Polizei, Krankenkassen und Politik während der Konferenz war die Durchführung einer wissenschaftlichen Dunkelfeldstudie, um das Ausmaß von Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen besser einschätzen zu können. Groben Schätzungen zufolge, die auf Studien aus dem Ausland basieren, könnte der jährliche Schaden über 16 Milliarden Euro betragen – in Ermangelung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Deutschland gebe es allerdings keine genaueren Zahlen.
Außerdem wurde gefordert, die Voraussetzungen für Ermittlungen im Gesundheitsbereich zu verbessern. Ermittlungen in dem Bereich seien äußerst schwierig, da das Abrechnungssystem äußerst komplex sei und die potentiellen Täter aufgrund ihres hohen Bildungsstands raffinierter vorgehen und entsprechend schwerer zu überführen seien, so Jörg Engelhard, Leiter des Kommissariats Abrechnungsbetrug beim LKA Berlin. Dirk Peglow, Bundesvorsitzender des bdk, betonte außerdem, dass es bislang zu wenige spezialisierte Ermittlungsbehörden in dem Bereich gebe.