medstra-News 43/2023 vom 26.4.2023
Im Herbst 2018 wurde erstmals bekannt, dass ein Anästhesist an der Donau-Ries Klinik in Donauwörth zahlreiche Patienten mit Hepatitis C infiziert haben soll. Am 19. April begann deswegen nun der Prozess am LG Augsburg. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung in 51 Fällen, Unterschlagung und Verstoß gegen das MPG. Für den Prozess sind zwölf Verhandlungstage angesetzt; ein Urteil wird Mitte Juli erwartet.
Der Arzt soll selbst an Hepatitis C erkrankt sein und regelmäßig Narkosemittel zum Eigengebrauch abgezweigt haben. Dabei, so der Vorwurf der StA, soll er die Narkosemittel verunreinigt haben und dadurch seine Patienten angesteckt haben. Der Arzt betonte, alle Hygienevorschriften eingehalten zu haben und stritt eine bewusste Infizierung der Patienten ab. Der Arzt hat seine Approbation zurückgegeben und ist mittlerweile in Rente.
Die Behörden hatten 2018 zunächst eine auffällige Häufung an meldepflichtigen Hepatitis C-Infektionen im Landkreis bemerkt, bei denen alle Betroffene zuvor in der Klinik operiert worden waren. Letztlich konnte bei 51 Patienten nachgewiesen werden, dass sie sich an derselben Quelle infiziert hatten. Die betroffenen Patienten haben sich mit der Klinik bereits auf außergerichtliche Schmerzensgeldzahlungen geeinigt. 2021 erhob die StA schließlich Anklage.