medstra-News 89/2023 vom 12.9.2023

Am Landgericht Nürnberg-Fürth wurde am 4. September 2023 der Prozess gegen einen 60-jährigen Zahnarzt aus München eröffnet. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, zwischen 2014 und 2020 in 25 Quartalsabrechnungen tatsächlich nicht erbrachte zahnärztliche Leistungen abgerechnet und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns damit um über drei Millionen Euro betrogen zu haben. 

Laut Anklage waren die gesetzlich versicherten Patienten in vielen Fällen lediglich einmal, häufig für eine Notfallbehandlung, in seiner Praxis. Der Zahnarzt soll im Anschluss an die Behandlung weitere fiktive Leistungen abgerechnet haben, in dem er die Versichertenkarte eingelesen und andere Daten eingegeben haben soll. So soll der Angeklagte auch bei Mitarbeitenden und deren Angehörigen vorgegangen sein. Der Kundenberaterin einer gesetzlichen Krankenversicherung sei dies aufgefallen, da der Zahnarzt dort mehrfach Ersatzbehandlungsscheine angefordert habe, mit denen Leistungen auch ohne Versichertenkarte abgerechnet werden können. Dadurch soll sich der 60-Jährige vergewissert haben, dass die Patienten weiterhin bei der Kasse krankenversichert sind und er Geld für die abgerechneten Behandlungen erhält.

Laut einer Gerichtssprecherin habe der Angeklagte die Vorwürfe zum Prozessbeginn vollumfänglich eingeräumt. Insgesamt sind sieben Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil wird am 10. Oktober 2023 erwartet.