medstra-News 101/2023 vom 22.9.2023
Im Gesundheitsausschuss des Bundestages erklärte Ralf Südhoff, Direktor der Denkfabrik Centre for Humanitarian Action, dass es im Gesundheitswesen seit 2017 einen Trend der massiven Zunahme von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen- und personal gebe. Neben der Behinderung von Transporten seien geplante Angriffe mit teilweise schweren Waffen zu verzeichnen. Micaela Serafini vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zufolge werde Gesundheitspersonal häufig daran gehindert, verletzte Personen in Konfliktgebieten zu erreichen. Derzeit dehne sich das Problem unter anderem in der Ukraine, Syrien und Myanmar, aber auch in einigen Ländern Afrikas aus. Den Zuwachs an Angriffen begründete Südhoff damit, dass die Dauer und Anzahl gewalttätiger Konflikte in den letzten Jahren massiv gestiegen seien.
Das Internationale Rote Kreuz habe das Programm „Health Care in Danger“ vor über einem Jahrzehnt gestartet und versuche konkrete praktische Hilfe zu bieten, so Serafini. Das Programm habe Leitlinien sowie Instrumente entwickelt, um die Rechte von Gesundheitspersonal besser aufzuzeigen und Möglichkeiten dargestellt, um sich besser zu schützen.
Serafini rief die Bundesregierung dazu auf, zivilgesellschaftliche Organisationen stärker miteinzubeziehen und insgesamt ressortübergreifender zu arbeiten. Südhoff ergänzte, dass Deutschland als weltweit zweitgrößter Geber bei humanitären Hilfen eine elementare Rolle zu komme. Laut aktueller Budgetplanung des Bundeshaushaltes soll das humanitäre Budget Deutschlands 2024 auf das Niveau von 2017, somit auf etwa 1,8 Milliarden Euro, zurückfallen. Dies kritisierte Südhoff unter anderem aufgrund der vielen Großkrisen, des Kriegs in der Ukraine und der „größten Welternährungskrise der modernen Zeit“.