medstra-News 110/2023 vom 17.10.2023
Am 11. Oktober 2023 hat am LG Potsdam der Strafprozess gegen die Geschäftsführerin des Pharma-Großhändlers Lunapharm und einen möglichen Mittäter begonnen. Laut Anklage hat die Geschäftsführerin zwischen 2015 und 2018 in Deutschland Krebsmedikamente vertrieben, die sie über eine nicht zugelassene Apotheke aus Griechenland bezogen hat. Nachdem ihr der der Bezug im Jahr 2017 behördlich verboten worden war, soll sie die Lieferungen dennoch weiter bezogen und dies verschleiert haben.
Die so bezogenen Medikamente seien dann unter anderer Verpackung und Kennzeichnung an andere Großhändler bzw. Apotheken weiterverkauft worden. Da dabei falsche Angaben über den Vertriebsweg gemacht worden seien, gelten die Arzneimittel als gefälscht; entsprechend lautet die Anklage auf banden- und gewerbsmäßigen Handel mit gefälschten Medikamenten. Eine Gefährdung für Patienten bestand aber nicht. Insgesamt soll Lunapharm damit 1,1 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Die StA hat nach eigenen Angaben Vermögen im Wert von ca. 890.000 Euro sichergestellt.
Der Fall wurde 2018 durch einen Bericht des ARD-Magazins Kontraste publik. 2019 schließlich verbot das Landesgesundheitsamt Lunapharm die Herstellung von und den Handel mit Medikamenten. Für den Prozess sind 20 Verhandlungstage anberaumt.