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TK: Verdachtsfälle wegen vermuteter Behandlungsfehler gestiegen

medstra-News 47/2025 vom 2.5.2025

Die Techniker Krankenkasse (TK) verzeichnete im vergangenen Jahr 6.431 Meldungen von Versicherten, die einen Behandlungsfehler vermuteten – einer Datenerhebung der Krankenkasse zufolge der zweithöchste Stand des letzten Jahrzehnts. Nur im Jahr 2023 lag die Zahl mit 6.509 gemeldeten Verdachtsfällen höher.

Die meisten gemeldeten Fehler entstammen dem Bereich der Chirurgie mit 34 Prozent, gefolgt von der Zahnmedizin und Kieferorthopädie mit 18 Prozent. Zusammen entfallen auf beide Bereiche 52 Prozent der gemeldeten Behandlungsfehler. Weitere Bereiche, in denen Fehler gemeldet wurden, sind die Geburtshilfe und Gynäkologie (9 Prozent), Allgemeinmedizin (7 Prozent) und Orthopädie (6 Prozent). Pflegefehler sowie Augenheilkunde sind mit je 4 Prozent der Fälle vertreten, während die Innere Medizin und Neurologie/Psychiatrie jeweils 3 Prozent der Fälle ausmachen. Die sonstigen Facharztgruppen kommen insgesamt auf 12 Prozent.

„Die Bandbreite der geschilderten Vorfälle ist groß: Sie reicht von verwechselten Medikamenten, über die Operation des falschen Körperteils bis hin zu Todesfällen aufgrund von Pflege- und Behandlungsfehlern", sagte Jens Baas, Chef der Krankenkasse. In denjenigen Fällen, bei denen Anhaltspunkte für einen finanziellen Schaden der Krankenkasse vorliegen, kann die TK medizinische Gutachten in Auftrag geben – im vergangenen Jahr wurden 2.469 solcher Gutachten in Auftrag gegeben.

Baas spricht sich für eine verpflichtende Meldung von Behandlungsfehlern durch alle medizinischen Einrichtungen aus. Derzeit werden Fehler nur erfasst, wenn sie von den Patienten gemeldet werden. Das führt dazu, dass viele Fehler nicht entdeckt werden, was eine systematische Auswertung unmöglich macht, so Baas.

Ihm zufolge würden Fehler allzu oft bagatellisiert oder verschwiegen, anstatt sie für Verbesserungen zu nutzen. „Wir brauchen eine offene Fehlerkultur, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern.” Zudem kritisiert er die lange Dauer der juristischen Verfahren im Zusammenhang mit Behandlungsfehlern.

Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen hat eine eigene Statistik veröffentlicht: Im Jahr 2023 blieben die Fälle dauerhafter Schäden mit 3.160 Behandlungsfehlern konstant im Vergleich zum Vorjahr, 75 Fehler führten zum Tod.


Verlag C.F. Müller

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