medstra-News 88/2024 vom 3.12.2024
Zahlen aus dem Jahrbuch 2023 des Deutschen IVF-Registers zeigen die zunehmende Bedeutung künstlicher Reproduktionsmedizin in Deutschland.
Die Zahl der Behandlungszyklen stieg kontinuierlich und erreichte 2023 mit 131.000 einen neuen Höchststand – ein Anstieg von knapp 3 % im Vergleich zum Vorjahr. Ein Aufwärtstrend zeigt sich auch im langfristigen Vergleich: Während 1997 etwa 6.500 Kinder nach einer IVF-Behandlung geboren wurden, waren es 2022 bereits 22.295. Insgesamt wurden seit Beginn der elektronischen Datenerfassung des IVF-Registers 2,5 Millionen Behandlungszyklen in Deutschland durchgeführt.
Das IVF-Register betont in seinem Bericht die Sicherheit der künstlichen Befruchtungsverfahren. Das Risiko einer Überstimulation durch Hormontherapie liegt bei lediglich 0,2 %, während Komplikationen wie Blutungen nach der Eizellentnahme in etwa 0,8 % der Fälle auftreten.
Die genauen Verfahren haben sich im Laufe der Zeit diversifiziert. 2023 begannen 64,1 % der Kinderwunschbehandlungen mit einer Eizellentnahme, während 35,9 % auf zuvor eingefrorene Eizellen zurückgriffen. Die Zahl der Behandlungen mit Spendersamen ist ebenfalls gestiegen, von 1.129 im Jahr 2018 auf 2.610 im Jahr 2022.
Auch das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen ohne medizinischen Grund („social freezing“) gewinne an Beliebtheit, wobei die Zahl der Behandlungen seit 2020 auf 3.700 pro Jahr gestiegen ist. Laut dem Vorstandsvorsitzenden des IVF-Registers, Andreas Tandler-Schneider, werde das Einfrieren von Eizellen nicht mehr im Sinne einer Verschiebung der Schwangerschaft zu Gunsten der eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt interpretiert und daher gesellschaftlich stärker anerkannt.
Ein großer Fortschritt sei laut IVF-Register der Rückgang von Mehrlingsgeburten, die mit gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kinder verbunden sind. So sank die Mehrlingsrate bei frischen Eizellen von 22 % im Jahr 2017 auf 12 % im Jahr 2022. Als Grund führt es in seinem Jahresbericht den sog. „Single Embryo Transfer“ an, bei dem ein Embryo mit hohem Entwicklungspotenzial für den Transfer in die Gebärmutter ausgewählt wird. Kritiker äußern jedoch Bedenken, dass diese Methode zu einer Selektion nach gewünschten Merkmalen führen könnte.
Zudem beschreibt das IVF-Register ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zwischen der Altersstruktur der Patientinnen und dem Behandlungserfolg. Bei Frauen im Alter von 30 bis 34 Jahren liegt die Schwangerschaftschance pro Embryotransfer bei 39,3 %, die Geburtenrate beträgt 31,2 %. Ab dem 41. Lebensjahr sinken diese Werte drastisch, mit einer Schwangerschaftsrate von 17 % und einer Geburtenrate von nur 8,4 %.