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Aktuelles aus der Drogenpolitik: Konsum-Trends, Drug-Checking und Cannabis-Legalisierung

medstra-News 4/2025 vom 3.1.2025

Die Veröffentlichung des Alternativen Drogen- und Suchtberichts veranlasst Verbände und Experte erneut dazu, eine Reform der Drogenpolitik zu fordern. Der Bericht warnt vor einer Ausbreitung von synthetischen Opioiden wie Fentanyl. Der Wegfall des Opiumanbaus in Afghanistan schaffe Marktlücken für synthetische Alternativen. Experten raten daher dazu, das Konsumverhalten in der Drogenszene weiter zu beobachten und den Zugang zu Substitutionsmitteln wie Diamorphin oder Naloxon zu erleichtern.

Außerdem wertet der Alternative Drogenbericht ein Modellprojekt in Berlin aus. Die Drogen- und Suchthilfestelle Vista prüfte hierzu über einen Zeitraum von einem Jahr psychoaktive Substanzen legal auf ihren Wirkstoffgehalt und Verunreinigungen. Fast 1.200 Personen haben dieses Angebot genutzt und über 80 % seien hierdurch erstmalig mit der Drogen- und Suchthilfe in Kontakt getreten. Die Vista-Geschäftsführerin, Nina Pritzens, mahnt an, dass die Hälfte der Proben auffällig waren und eine solche Testmöglichkeit daher zwingend notwendig sei, um die Schäden in Folge von Drogenkonsum zu minimieren. Zwar befürworte auch der Suchtforscher und Vorsitzende des Bundesverbands für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, Heino Stöver, die Teillegalisierung von Cannabis und des sog. Drug-Checkings. Allerdings habe bisher nur Mecklenburg-Vorpommern entsprechende Testmöglichkeiten geschaffen. Die aktuellen Fortschritte der Ampelkoalition im Bereich der Drogenpolitik seien laut Stöver insgesamt unzureichend. In Deutschland fehle weiterhin eine Strategie im Umgang mit Alkohol, Tabak und Medikamenten. Stöver wünscht sich insbesondere eine Regulierung des bei Minderjährigen beliebten Lachgas. Zur Erarbeitung eines effektiven Konzepts schlägt er eine Steuerungsgruppe für Drogenpolitik vor, die Kompetenzen auf Bundes- und Landesebene bündele und sowohl wissenschaftliche Expertise als auch Verbände aus der Selbsthilfe einbeziehe. Außerdem sei Stöver besorgt, dass man durch die anstehende Bundestagswahl Rückschritte eingehen könnte. Er fordert auch in Zukunft konkrete Hilfsangebote.

Der CSU-Landesgruppenchef, Alexander Dobrindt, plädiert hingegen für eine Rücknahme der Cannabis-Legalisierung. Er sehe durch die Teillegalisierung keinerlei Verbesserungen. Vielmehr halte er es für erschreckend, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), ein Gesetz gegen jegliche Warnungen von Experten aus Medizin, Polizei und Justiz durchsetzen konnte. Dementsprechend werben CDU und  CSU in ihrem Wahlprogramm damit, das Cannabis-Gesetz rückabwickeln zu wollen. Neben der SPD bekennen sich aber auch FDP und Gründe in ihren Wahlprogrammen weiterhin zur Teillegalisierung.


Verlag C.F. Müller

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