medstra-News 8/2025 vom 17.1.2025
Am 15.1.2025 beginnt eine mehrwöchige Pilotphase für die „elektronische Patientenakte (ePA) für alle“ in mehreren Modellregionen. Insgesamt sind ca. 200 Arzt-, Zahnarzt- und psychotherapeutische Praxen, etwa 60 Apotheken und neun Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen, Franken und Hamburg an der Pilotphase beteiligt, wie die für die technische Umsetzung zuständige Gematik dem „Deutschen Ärzteblatt“ mitteilte. Ab dem 15.2.2025 soll die „ePA für alle“ dann bundesweit eingeführt werden, wenn die Ergebnisse aus der Pilotphase dies zulassen, erklärte der Geschäftsführer der Gematik, Florian Hartge.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt weiterhin für den Nutzen der ePA für Patienten, Medizinpersonal und Forschung. Die elektronische Akte werde Diagnostik und Therapie deutlich verbessern, indem sie den Behandelnden alle den Patienten betreffenden Befunde zugänglich mache. Zudem könnten Fehler bei der Arzneimitteltherapie mithilfe der in der Akte verfügbaren Medikationspläne vermieden werden.
Indessen berichtete der Chaos Computer Club (CCC) auf einem Kongress in Hamburg von möglichen Sicherheitsmängeln. Kriminelle könnten sich Zugriff zu Gesundheitsdaten verschaffen, etwa indem sie sich Heilberufs- und Praxisausweise beschaffen. Die Gematik räumte in einer Stellungnahme ein, dass solche Szenarien technisch möglich gewesen seien, praktisch wegen hoher Hürden jedoch unwahrscheinlich.
Ob der Zeitplan mit einem bundesweiten Roll-out ab dem 15.2.2025 eingehalten werden kann, ist aufgrund der Sicherheitsbedenken zweifelhaft. Gesundheitspolitiker wie der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Sepp Müller, und der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Andrew Ullmann, wiesen darauf hin, dass vor der Einführung der ePA sämtliche Sicherheitslücken geschlossen werden müssten und keine Zweifel an der Sicherheit bestehen dürften. Andere betonten dagegen den hohen Datensicherheitsstandard, so etwa der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen.
Die „ePA für alle“ beschreibt ein Opt-Out-Modell für gesetzlich versicherte Patienten, die künftig standardmäßig an der ePA teilnehmen sollen, sofern sie nicht widersprechen. Privatversicherten kann die Teilnahme an der ePA ebenfalls angeboten werden. Krankenhäuser sind zunächst nicht verpflichtet, auf die ePA zuzugreifen; allerdings drohen ab Mitte 2025 Kürzungen der TI-Pauschale und ab 2027 Sanktionen.