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Cannabis-Freigabe sorgt weiter für Diskussionen

medstra-News 44/2023 vom 26.4.2023

Die geplante teilweise Legalisierung von Cannabis stößt weiter auf gemischte Reaktionen (zum modifizierten Eckpunktepapier und ersten Reaktionen s. medstra-News 39/2023). 

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), sieht in der Reform eine Chance für mehr Gesundheits- und Jugendschutz. Dadurch, dass auf dem Schwarzmarkt bisher auch verunreinigtes Cannabis angeboten werde, das zu gesundheitlichen Schäden führe, würde der Verkauf in Fachgeschäften den Gesundheitsschutz fördern. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigte die vorgeschlagenen Änderungen gegen Kritik und zeigte sich überzeugt, dass der Schwarzmarkt infolge der Reform stark zurückgehen werde. Die Städte Offenbach und Frankfurt a.M. haben bereits angekündigt, sich als Modellregion für den Cannabis-Verkauf zu bewerben.

Kritik an der Reform kommt vor allem aus der Ärzteschaft. So betonte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Burkhard Rodeck, gegenüber der Rheinischen Post, dass das Beispiel Alkohol zeige, dass es für Kinder und Jugendliche kein Problem sei, legalisierte Drogen zu erhalten, weshalb durch die geplante Reform ein erhöhter Cannabis-Konsum bei Kindern und Jugendlichen zu befürchten sei. Regelmäßiger Cannabis-Konsum sei aber gerade im Jugendalter gefährlich. Auch die Präsidenten der Ärztekammern in Hamburg und Rheinland-Pfalz äußerten sich kritisch gegenüber der geplanten Reform.

Zahlreiche Wissenschaftler u.a. aus den Gebieten der Suchtforschung, des Strafrecht, der Polizeiwissenschaften fordern unterdessen, bereits im Vorfeld der Reform mit einer wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation zu beginnen. Bislang sieht das Eckpunktepapier Datenerhebungen erst nach der Gesetzesänderung vor; dies sei aber zu spät. Nur, wenn so schnell wie möglich mit entsprechenden Erhebungen begonnen werde und dazu auch hinreichende Mittel bereitgestellt würden, sei später eine fundierte Einschätzung zu Chancen und Risiken der Legalisierung möglich, so der Politologe Christian Peters.


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