medstra-News 65/2023 vom 23.6.2023
Wie bereits die Union im April (medstra-News 40/2023) fordert nun auch die Bundestagsfraktion der FDP Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dazu auf, die Reglungen zur Lebendorganspenden zu vereinfachen. Laut der rechtspolitischen Sprecherin Katrin Helling-Plahr werde es „höchste Zeit“, dass im Sinne der Menschen auf den Wartelisten und jener, die ihnen gerne helfen möchten und bisher nicht dürfen Unterstützung zuteilwerde. In einem vorgelegten Positionspapier der Fraktion wird vorgeschlagen, den Kreis der potenziellen Lebendspender vor allem für die Transplantation von Nieren und Teilstücken der Leber zu erweitern. In Deutschland ist dies bisher nur zwischen Verwandten, Paaren oder Personen möglich, die sich anderweitig offenkundig nahestehen.
Das Positionspapier sieht vor, die anonyme Lebendspende aus altruistischen Gründen über sogenannte Organpools zu ermöglichen. Die spendende Person soll keinen Einfluss oder Informationen darüber erhalten, wer das Organ empfängt. Zudem fordert die FDP, dass Überkreuz-Lebendspenden zwischen Paaren erlaubt werden. Bisher scheiterte dies in Deutschland an der Voraussetzung, dass sich spendende und empfangende Person nahestehen müssen. Im Papier wird kritisiert, dass den Paaren sodann nur die Vornahme der Transplantation im Ausland verbleibt, welches „astronomische Eigenkosten“ bedeute. Es sei „absurd, dass der deutsche Staat seine Bürger daran hindert, sich gegenseitig zu helfen.“
Weiter soll das sogenannte Subsidiaritätsprinzip abgeschafft werden, wonach im Zusammenhang mit Organspenden immer zunächst eine postmortale Spende geprüft werden muss, bevor eine Lebendspende in Betracht gezogen werden kann. Zuletzt weist das Positionspapier darauf hin, dass das sich im Aufbau befindende und vom Bundestag bereits beschlossene Organspenderregister (medstra-News 6/2023) genutzt werden könne, um ein „anonymes Matchmaking zwischen Lebendspendern und Empfängern“ strukturiert zu organisieren.
Laut Helling-Plahr sei das große Potenzial der Organlebendspende durch den Reformdiskurs der postmortalen Organspende vernachlässigt worden. Andere EU-Staaten haben bereits durch die Liberalisierung der Lebendspende viele Leben retten können.